Barbara  hat einen Vortrag mit ihren Gedanken zum Thema "Selfcare" gehalten.

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Thema „selfcare“

In dem Zuge kommt oft die Frage, wo ist die Grenze von Selbstfürsorge und Egoismus. Nicht selten habe ich schon gehört, oder mich selber denken bemerkt: Kann ich das tun, oder wirke ich dann egoistisch?
Jedoch, ist es egoistisch zu sagen: „Ich muss mich jetzt erstmal um mich kümmern.“

Ein sehr kluger Mensch, mein Therapeut, sagte zu mir: Frau Wegener, man muss sich erstmal um sich selbst kümmern, bevor wir an andere denken. Denn nur wenn es uns gut geht, haben wir die Kraft und Möglichkeit für andere da zu sein.

Ich bin ein Mensch mit selberernannten „Helfersyndrom“. Ich bin einfach hilfsbereit und gerne für andere da, manchmal bestimmt auch zu sehr und dann vergesse ich mich selbst, oder habe mich oft vergessen. Ich bin da selbst Mitten im Prozess des „selfcare“.

Als Jugendliche hatte ich eine lange Phase, in der ich mich nicht mochte: Ich fand mich zu klein, zu dick und zu hässlich.
Schon fast ironisch, dass ich mir gleich zwei Berufe ausgesucht habe, in denen ich viel über mein Äußeres bewertet werde: Schauspielerin und Model.

Am Ende sind es genau diese zwei Berufe gewesen, die mir geholfen haben, mich selbst mehr zu lieben. Jedoch auch hier stecke ich noch Mitten im Prozess und wer weiß wann der abgeschlossen ist.
Und dann ist das meine Antwort:
Liebe.
Die Liebe zu anderen und zu mir selbst.

Als Mandy mich fragte, nach einem Vortrag, hatte ich mich gerade sehr mit dem Thema „Jahresvorsätze“ und „Selbstoptimierung“ beschäftigt.
Ist es nicht paradox, dass wir in einer Gesellschaft leben, die auf der einen Seite „selfcare“ und „me-time“ predigt, nach weniger Wochenarbeitsstunden schreit und Gleichberechtigung fordert und gleichzeitig nach Selbstoptimierung strebt: höher, weiter, schneller - stärkere Nerven, schönere Körper, perfekte Organisation, damit auch ja jede Zeit sinnvoll genutzt wird.
Was ist heutzutage schon noch ein Hobby?
Alles hat irgendwie einen Sinn, bringt mich weiter oder schafft mir Erfüllung.
Zwischendurch noch schnell eine Stunde Hot-Yoga dazwischen geschoben, soll ja nicht nur entspannen, sondern gleich ein paar extra Kalorien verbrennen – super – wieder Zeit gespart!
Dann gönn‘ ich mir danach das Schoko-sufflé , das hab ich mir verdient.
Wer kennt das nicht, so oder so ähnlich?!

Und dann war ja gerade Jahreswechsel. Ach, ja, und die guten alten Vorsätze. Halte ich ja für ein völlig bescheuertes und unpassendes Wort, aber dazu gleich mehr.
Einmal kurz drüber nachgedacht: Hast du dir Vorsätze gemacht?
Und hast du schon mindestens 1 über Bord geworfen?

Zu der Frage, warum ich das Wort „Jahresvorsätze“ einfach unpassend finde: Weil wir Gewohnheitstiere sind. Und es doch eigentlich darum geht, dass wir grundlegend etwas ändern wollen und nicht darum zu überprüfen, wie lange ich meine eigenen Regeln einhalten kann.
Sind wir mal ehrlich, das hat doch noch nie geklappt. Vielleicht die 40 Tage Fastenzeit, aber auf Grund eines Neujahresvorsatzes etwas endgültig und nie wieder zu tun, oder wirklich regelmäßig ins Fitnessstudio zu gehen?
Eher nicht. Aber das ist nicht schlimm.

Versteht mich nicht falsch. Ich finde Vorsätze gut, sehr gut sogar. Wenn wir keine hätten, würden wir uns nie ändern. Auch Fastezeiten oder so etwas wie den Veganurary finde ich sehr wichtig für uns. So können wir ausprobieren etwas zu ändern, ohne den Druck, dass es ab sofort für alle Zeiten funktionieren muss. Und genau das ist mein Problem mit Neujahresvorsätzen:
„Ich höre ab sofort mit dem rauchen auf.“ „Ich gehe regelmäßig ins Fitnessstudio.“ „Ich werde mehr Sport treiben.“ „Ich werde mich öfter bei meiner Mutter melden“ „Ich werde mehr im Haushalt helfen.“
Was mir dabei fehlt, ist das Konkrete: Wann, wo und wie?
Ein konkretes Ziel ist wichtig. SMART: Spezifisch, Messbar, Attraktiv, Realistisch, Terminiert.
Also auch kurzfristige und langfristige Ziele, der Zeitraum muss abgesteckt werden. Bis wann möchte ich was erreicht haben? Wie gehe ich mit Rückfällen um?

Ein Beispiel: Ich bin im McFit und gebe Kurse bei Polestructions, ein Studio für Luftakrobatik. Die ersten beiden Wochen im Januar war es Rappel voll. Im vorbei gehen habe ich mitbekommen, wie ein Trainer im McFit am Telefon sagte, sie hätten noch nie so viele Anmeldung wie in der Woche gehabt. Mein „Get your Pole Strength“ Kurs war so voll wie noch nie.
Jetzt, knapp 2 Monate später, hat es sich wieder gelichtet. Nur die, die wirklich hartnäckig geblieben sind, die sich ein Ziel gesetzt haben und drangeblieben sind, die sind noch da.

Ich möchte damit niemanden verurteilen, sondern einmal kurz darüber nachdenken was wahrscheinlich passiert ist, und mir ja auch!
Die ersten Wochen im Januar ist die Motivation hoch, vielleicht war die erste Woche noch Ferien oder Urlaub und die Zeit für Sport war da. Dann tritt der Alltag ein, Probleme auf der Arbeit, in der Familie, der normale Stress eben und schon hat man den ersten Kurs verpasst. Kaum hat man sich versehen, sind 2 Wochen um und die Sporttasche bekommt schon eine leichte Staubschicht, weil einfach die Zeit gefehlt hat. Was jetzt? Schon ist der gute Vorsatz mehr ins Fitnessstudio zu gehen über Bord geworfen, bringt ja eh nichts, hab ja eh schon verloren und versagt.

Jetzt komme ich uns sage: DAS ist mein Problem mit dem Wort Neujahrsvorsätze. Wir brauchen keine neuen Vorsätze fürs neue Jahr, sondern Ziele.

Vor kurzen ist mir eine Werbung begegnet, die ich dazu sehr passend finde, natürlich von einem Fitnessstudio, die sagt:
Wie wäre es mit einem neuen Hobby, statt eines weiteren guten Vorsatzes?“

Jetzt ist der Jahreswechsel nun schon über 2 Monate her und da stehen wir mit unseren mehr schlecht als rechten Vorsätzen, halb angebrochen, teilweise schon wieder verworfen oder noch gar nicht ausgepackt.

Mein Vorschlag: Ziele setzen und dann folgende 5 Punkte beachten:

1.       Geduld
Stichwort: Gewohnheitstiere und eine Gewohnheit zu ändern oder neu einzuführen ist immer schwer. Außerdem haben wir noch 10 Monate um unser Ziel zu erreichen und frag mal eine Schwangere wie lang 10 Monate sein können.
Also ab und zu in Baby-Steps denken, frei nach dem Motto:
Lieber ein kleiner Schritt, als gar keine.

2.       Dankbar
Feiere dich mit jeden Schritt den du meisterst und danke dir und deinem Körper für das was ihr leistet und gemeinsam schafft.

Zum Beispiel: Als Luftakrobatin freue ich mich jedes Mal, wenn ein Trick klappt und bin dankbar dafür, dass ich mich auf meinen Körper, meistens, verlassen kann. Als Schauspielerin bin ich danke für meine Stimme und das laute Organ, was mir oft im Unterricht hilft, oder wenn Frieda mal wieder einem Hasen hinterher übers Feld abhaut.

Es klingt vielleicht absurd oder am Anfang esoterisch, jedoch kann das „Gute Nacht Gebet“ an mich selbst eine Hilfe sein. Jeden Abend kurz das Handy beiseitelegen und einmal überlegen, wofür man/ frau am Tag dankbar ist.

3.       Pause und Durchatmen
Zwischendurch anhalten und, wenn es sein muss, auch mal einen Schritt zurück gehen.
Ich weiß, ist nicht einfach auf der Selbstoptimierungsüberholspur.
Es ist gut, ab und an zu überprüfen, ob wir noch auf der richtigen Spur sind oder nicht doch irgendwo falsch abgebogen sind. Außerdem kann das betrachten mit Abstand nochmal einen Blick eröffnen oder im neuen Licht erscheinen lassen.
Ebenso einmal Anhalten und eine Pause aushalten.

Kleine Anekdote am Rand dazu:
Ich hatte mal einen Blackout auf der Bühne, also so einen richtigen, wo dir keiner helfen kann, Horror einer jeden Schauspielerin, eines jeden Schauspielers. Es fühlte sich nach Minuten an, wahrscheinlich waren es nur Sekunden.
Ich starrte in die Augen meiner Kollegin, sie starrte zurück und wir wusste beiden, dass sie mir nicht helfen kann.
Ab ich wusste: tief durchatmen, der Text ist, es ist alles da und es kommt auch wieder. Und so war es auch.
Da war dieses Nichts, dieser Moment der Pause und Anhalten und ich werde nie vergessen, dankbar ich war und einfach wusste, dass ich mich auf mich verlassen kann.

Das bringt mich auch schon zum nächsten Punkt.

4.       Scheitern
Will Smith, man kann vom ihm halten und denken was man möchte, hat so schön gesagt:
Scheiter so oft du kannst, denn nur daran kannst du wachsen und lernen.

Also Mut zum Scheitern.
Mut zum Ausprobieren und Testen.
Wage es Fehler zu machen.

oder, wie Arianna Huffington, Mitbegründerin der Huffington Post und die Königin der Blogger, schon sagte:
"Failure is not the opposite of success, it’s part of it."
Scheitern ist nicht das Gegenteil von Erfolg, sondern ein Teil davon.

5.       Dranbleiben
Das ist wohl das schwierigste am Scheitern, das nicht aufgeben. Wenn wir etwas wirklich wollen und lieben im Leben, dann müssen wir dranbleiben und dann wird es auch gut.

 

Glaubt mir, ich kann Lieder davon singen, ich sage nur: Schauspiel und Bodypaintingmodel.
Berufe in denen es viele Absagen, viel Konkurrenz und viele Höhen und Tiefen gibt.
Auf 20 Bewerbungen kommen mindestens 12 Absagen, 5 die gar nicht Antworten und mit Glück vielleicht 3 Einladungen zum Vorsprechen. Und das alles hat nichts mit meinem Können, Talent, Erfahrung und schon gar nicht meiner Persönlichkeit zu tun.
Aber ich wusste, als ich mich dafür entschieden hatte, und ich wusste mir 11 Jahren schon, dass ich Schauspielerin werden möchte, dass ich 1. nichts anderes will und auch 2. es schwer wird und ich viel scheitern werde.

Somit bleibt mir nur auf die 4 anderen Punkte zu verweisen, die helfen durch zu halten und dran zu bleiben. Ich kann das auch nicht immer und auch mir fällt es schwer. Manchmal sind es die Baby-Steps, manchmal das treten auf der Stelle oder auch einfach nur die Dankbarkeit für das was ich habe, was wir haben.

Das klingt alles so schön und gut, und lässt sich auch toll hier von meinem Blatt ablesen, aber ich weiß:
so einfach ist das nicht.

Denn am Ende ist eine Welt da draußen, die uns tagtäglich mit allem Möglichen konfrontiert, die uns fordert und überfordert, die bunt, laut und schrill sein kann. Die will, dass wir uns aneinander messen, dass wir die Ellbogen ausfahren und denken: „Nein, jetzt ich!“, oder „komme was wolle, nach mir die Sintflut!“
Zumindest scheint es oft so. Dann erleben wir wieder Momente und Situationen wie beim Krieg, die Flut im Ahrtal oder aktuell das Erdbeben, wo Menschen doch zusammenrücken, sich helfen und unterstützen wo sie nur können und mehr an andere als an sich denken.
Diese Balance zu finden zwischen Selbstführsorge und Helferpower und natürlich auch eigener Weiterentwicklung ist nicht einfach, das ist mehr als  langfristiges Ziel.

Wir können überall damit anfangen, im kleinen Rahmen. Wenn es mir gut geht, schaue und frage ich, wie es anderen im direkten Umfeld geht, Freunde, Familie, KollegInnen.
Sich gegenseitig unterstützen und die Hände reichen. Miteinander nach oben ziehen, das wäre doch ein Ziel für 2023.

Ich habe noch ein weiteres Problem, dass ich gerne im Zuge der Selbstführsorge ansprechen möchte, denn es ist nicht immer leicht, sich selbst zu lieben und den eigenen Körper so anzunehmen wie er oder sie ist. Ich habe einige Jahre, Shootings und Bodypaintings gebraucht um meinen Körper zu akzeptieren und lieben zu lernen und bis heute ist es ein Prozess, den ich wohl immer mit mir tragen werde. Nur das wir uns nicht falsch verstehen, ich möchte nicht auf das Thema eingehen, wenn jemand sich im falschen Körper oder mit dem falschen biologischen Geschlecht geboren fühlt, das ist ein ganz anderes Thema und da kann ich auch nicht mitsprechen. Das überlasse ich denen, die wissen wie es sich anfühlt.

Ich fange mal von der Seite an: Was ist eigentlich heutzutage noch männlich und was weiblich? Jetzt mal außenvor gelassen, ob wir überhaupt diese Unterteilung von männlich und weiblichen Zügen und Eigenschaften überhaupt brauchen, da kann ich nur sehr auf eine Folge von Quacks & Co hinweisen, die das sehr schön Wissenschaftlich erörtern. Aber das möchte ich heute nicht.
Sondern, die Frage oder das Problem, dass ich gerade sehen, ist: Was bedeutet Männlichkeit in einer Gleichberechtigten Gesellschaft?
Wie Herr Grönemeyer schon so schön gesungen hat „Wann ist ein Mann ein Mann?“
Früher war klar, was Männlichkeit bedeutet und in welchen Formen die Frau vom Mann abhängig war.
Wenn wir eine immer mehr Gleichberechtigte Gesellschaft anstreben und die Frau, glücklicherweise, unabhängig vom Mann ist, dann brauchen wir eine neue Definition. Denn Selbstliebe und Selbstakzeptanz betrifft nicht nur Frauen, sondern uns alle!

Ein junger Mann mit Bodydismorphia, also ein verquertes Bild seines Körpers, empfindet sich meistens zu dünn, zu klein, zu schwach und zu wenig bemuskelt. Damit ist nicht direkt zu erkennen, wenn eine krankhafte Störung der Wahrnehmung des eigenen Körpers vorherrscht. Was ist schon ungesund daran, muskulös zu sein und sich gesund zu ernähren? Sich fit zu halten und regelmäßig ins Fitnessstudio zu laufen? Auch hier der kurze Hinweis: dasselbe Phänomen sehen wir bei beiden Geschlechtern, nur das bei jungen Frauen eher eine Essstörung auftritt und jungen Männern in eine Art „Fitness- und Gesundheitswahn“ steigen.

Also komme ich wieder zurück zu meiner Frage der Männlichkeit: Die Frau hat sich in den letzten Jahren, endlich, vermeintlich männliche Eigenschaften und Charakterzüge als selbstverständlich gemacht, sie ist stark, unabhängig, selbstständig, sie übernimmt Führungsrollen und kann sich behaupten. Sie hat dazu gewonnen, und wir wissen alle, dass es auch noch nicht alles ist und da noch viel mehr kommen muss, aber auch hier wieder ein ganz anderes Thema.

Doch wie steht es mit dem Mann, wenn der Mann nicht mehr der Starke ist, der Rationale, der Beschützer? Wie sieht es damit aus, wenn der junge Mann vermeintlich weibliche Eigenschaften zeigt: Weint? Über Emotionen spricht? Probleme hat? Sich Schwach fühlt? Oder gar Röcke trägt und sich schminkt, ich rede hier von heterosexuellen Cis-Männern.
Wie wird das angesehen?
Oder bleibt dem jungen Mann, am Ende nur, noch mehr Muskeln, Größe und der Bart um seine Männlichkeit zu zeigen?

Was ich damit meine: Gleichberechtigung heißt Gleichberechtigung für alle. Gleiches Recht für Alle. Wie Olympe de Gouges schon so schön schrieb, wohl gemerkt 1791:
Die Frau wird frei geboren und bleibt dem Mann an Rechten gleich. Der Ursprung jeder Souveränität liegt seinem Wesen nach in der Nation, die nichts anderes als die Vereinigung von Frau und Mann ist: Keine Körperschaft, kein Individuum kann eine Macht ausüben, die nicht ausdrücklich daraus hervorgeht. Freiheit und Gerechtigkeit bestehen darin, alles, was einem anderen zukommt, herzugeben;

 

Am Ende bleibt mir nur noch den Bogen wieder zu schließen.
Ich halte mich für keine Feministin, sondern Humanistin. Ich denke nicht, dass Frauen die besseren Menschen sind, für mich gibt es nicht das bessere Geschlecht. Es gibt gute Menschen.
Egal ob männlich oder weiblich, egal wie du aussiehst, wo du herkommst, was zählt ist was du tust und was du sagt.
Entweder ein Arschloch oder nicht.

Und für mich gibt es eh nur eine Antwort auf alles und das ist Liebe.
Die Liebe zu anderen und die Liebe zu dir selbst.

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